Digitalisierung – lasst uns dabei sein!

16. Februar 2020

Der neue Stein der Weisen des Gesundheitswesens

Mit der Digitalisierung soll alles einfacher werden. Weniger Papier, bessere Kommunikation untereinander, Entbürokratisierung und der Einsatz neuer Behandlungsmethoden!

Lasst uns Heilmittelerbringer dabei sein!

Ja, auch wir Physios, Ergos, Logopäden, Podologen und Diätassistenten wollen dabei sein!
Wir wollen keine Faxe mehr schicken. Wir wollen für die Behandlung wichtige Befunde einsehen können. Wir wollen fehlerfreie Verordnungen, ja, gerne auch als E-Verordnungen bekommen. Wir wollen mit Ärzten und anderen Gesundheitsberufen unkompliziert kommunizieren können. Wir wollen, besonders in ländlichen Gebieten, Beratung per Videosprechstunde anbieten können.

Versprechungen

Die Digitalisierung stellt uns das alles und noch mehr in Aussicht, und die ersten Firmen versprechen uns bereits, dass wir mit ihrer Hilfe dafür bereit sind. Die technischen Lösungen warten nur darauf, von uns genutzt zu werden. Ab 2020 soll es losgehen! Das hat Jens Spahn so explizit angekündigt.

Weiter Weg

Derzeit sind wir Heilmittelerbringer weit davon entfernt, an dieser Entwicklung teilzuhaben.
Ja, ab 2020 ist geplant, dass ‚wir‘ auf freiwilliger Basis an die Telematikinfrastruktur angebunden werden sollen. Doch damit sind im Moment nur die Physiotherapeuten gemeint. Ergotherapeuten, Logopäden, Podologen und Diätassistenten, die anderen und genauso wichtigen Heilmittelerbringer, sind bisher im DVG, dem Digitalen Vorsorge Gesetz, gar nicht erwähnt.
Für uns alle fehlen bisher noch notwendige gesetzliche Voraussetzungen, um das in der Realitiät umzusetzen.

Die Realität in den Praxen

Viele Praxen nutzen noch Terminkalender in Papierform, digitale Karteien sind selten zu finden. Jede Praxis hat noch ein Faxgerät, das täglich gebraucht wird, um die häufig nötigen Änderungen auf Verordnungen von den Arztpraxen einholen zu können. Die Digitalisierung muss erst einmal innerhalb der Praxen ankommen. Es muss sich an den Strukturen in den Praxen noch einiges ändern, bis alle bereit sind für E-Verordnungen, elektronische Befunde und Videosprechstunde.

Die nötigen Voraussetzungen für eine Vernetzung

Doch auch die Strukturen drumherum fehlen noch. Voraussetzung ist zuallererst der elektronische Heilberufeausweis für die Therapeuten und bisher ist nicht bekannt, wann dieser kommen soll. Das Gesundheitsberuferegister, welches dafür wiederum die Voraussetzung ist, existiert noch gar nicht.

Wenn es das Register und den Ausweis dann irgendwann gibt, werden vermutlich erst einmal Modellversuche starten, um die digitale Verordung von physiotherapeutischen Leistungen zu testen. Wann es also tatsächlich für alle Praxen losgehen kann, ist noch völlig unklar.

Umsetzung in der Praxis

Fragen, die jetzt schon entstehen, sind folgende:
Muss der Arzt in Zukunft zwei Verordnungen ausstellen, eine E-Verordnung und eine auf Papier. Der Arzt kann nicht wissen, wo der Patient sich behandeln lässt und was für Verordnungen diese Praxis nimmt. Kann der Befund elektronisch mitgegeben werden oder nicht. Können wir uns endlich von den Faxgeräten verabschieden.

Ausblick

Was laut Ankündigung unseres Gesundheitsministers ab 2020 starten soll, wird wohl noch viele Jahre dauern. Zu viele Jahre, meiner Ansicht nach, denn auch im Bereich Digitalisierung wurde, wie im gesamten Bereich des Gesundheitswesen, in den letzen Jahrzehnten Vieles verschlafen.
Doch eine schnelle und gute Umsetzung ist in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig.
Gerade im ländlichen Bereich ließen sich lange Anfahrtswege vermeiden, wenn es zum Beispiel um Beratungsgespräche geht.
Interdisziplinäres Arbeiten im Team mit den anderes Gesundheitsberufen würde erleichtert.
Es braucht das Miteinander von Politik, Krankenkassen und allen im Gesundheitswesen arbeitenden, damit wir den Herausforderungen der Digitalisierung und der sich verändernden Gesellschaft in Zukunft gewachsen sein werden und von den Vorteilen, die sich daraus ergeben auch profitieren werden. Von all dem würden dann am Ende natürlich auch die Patienten profitieren und eine bessere und effizientere Versorgung der Patienten ist unser aller Anliegen.

Vielen Dank an Physiolucy für diesen Einblick.