#WunschUndWirklichkeit einer alleinerziehenden Gesundheits- und Krankenpflegerin

18. Mai 2019

Ich habe eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Habe meine Elternzeit, pro Kind drei Jahre, genommen und erdreiste mir nun wieder in meinem Beruf arbeiten zu wollen. Und das als Alleinerziehende.

#Wunsch:

Keine Ausnahme im Team sein weil man den Frühdienst erst um 7:30 oder 8:00 Uhr beginnt.
Ich möchte wie die anderen Kollegen auch, die bereits um 6 Uhr anfangen,
„eigene“ Patienten haben und an der Visite teilnehmen, Verbände machen, Akten ausarbeiten…Einfach alles was zur Pflege dazu gehört.
Möchte jemanden im Dienstplan haben, der mit mir tauschen könnte.
Und ja es ist vielleicht etwas viel verlangt ein kleines bisschen Rücksicht auf meine soziale Situation.
Hab ich mir selber auch nicht so ausgesucht.

#Wirklichkeit

Ich kann nicht um 6:00 Uhr anfangen.
Keine Spät- oder Wochenenddienste, außer an gezielten Tagen.
Und weil ich Teilzeitkraft bin möchte ich auch nur ein Wochenende im Monat arbeiten.

Fakt ist, als ich vor gut zwei Jahren anfing konnte ich nur unter der Woche arbeiten. Aus Gründen.
Einarbeitung fand einen Tag lang statt, denn ich sollte lediglich als Waschhilfe arbeiten. Waschhilfe, das bedeutet du bekommst einen Zettel und fängst dann an die Patienten der Liste nach abzuarbeiten. Körperpflege. Mobilisation. Toilettengang. Fließbandarbeit am lebenden Objekt.

Recht schnell wurde ich gefragt ob ich auch am Wochenende arbeiten könnte. Dies habe ich ermöglicht.
Ich wollte aber am Wochenende wieder eine ganze Schicht arbeiten, um mein Wissen zu vertiefen und um die Verantwortung für mehrere Patienten wieder zu übernehmen und natürlich auch um Stunden zusammen zu bekommen.
Damit dies gelang, schrieb ich viele E-Mails und führte Gespräche. Musste sogar das böse Wort „Diskriminierung“ rausholen, um an den mir möglichen Wochenenden/Ferien wieder ganze Schichten übernehmen zu können.
Eine qualifizierte Einarbeitung hab ich mir so auch „erkämpft“.
Verbände wechseln, Infusionen verabreichen etc übernehme ich an einzelnen Patienten um die Kollegen zu entlasten. Und alles andere, OP-Fahrten etc. etc.

Es ist Fließbandarbeit und die ist nicht befriedigend.
Warum gehst du nicht einfach, denken sich jetzt viele von euch.

Ich trage Verantwortung für meine Kinder, das ist alles nicht so ohne.
Inzwischen sehe ich mich als „Rebellin am Bett“ und werde auch keine Ruhe geben bis ich das erreiche was wirklich „Vereinbarkeit“ für mich bedeutet.
Die Arbeit muss zu meinem Leben passen und ich bin in der Pflege nicht die einzige die alleinerziehend ist, deswegen gebe ich nicht auf (noch nicht).

Den aktuellen Stand möchtet ihr wirklich nicht wissen.
Nur soviel: ich kämpfe weiter, schildere den Direktoren meine Situation und komischerweise kommen inzwischen die Kollegen zu mir und fragen mich bei beruflichen(spolitischen) Belangen.
Anscheinend liege ich als Rebellin mit meinem Handeln doch nicht so falsch 😉

 

Dieser Text entstammt der Feder unseres Teammitglieds @colimafri.