Vereinbarkeit in der Weiterbildung @McThieler

20. März 2019

Ich mach mitIch bin Ärztin und habe während des Studiums ein Kind bekommen. Nach meinem Examen wollte ich meine Weiterbildung in der Inneren Medizin beginnen, doch es gab keine Teilzeitmodelle. Auch in Vollzeit habe ich nur Absagen erhalten und meine kinderlosen Kommiliton*innen haben diese Stellen bekommen. Jetzt habe ich eine 75 % Stelle und einen angepassten 2-Jahresvertrag für die Basisweiterbildung in einer rehabilitativen Klinik mit geplanten Zugängen und nur 2 Nachtdienstblöcken pro Jahr.

Trotz der vermeintlich guten Rahmenbedingungen dekompensiere ich aufgrund meiner fehlenden Akuterfahrung wiederholt beim Auftreten von akuten medizinischen Problemen und der überhand nehmenden Bürokratie. Ich verbringe mehr als die Hälfte meines Arbeitstages am PC und dokumentierte penibelst und das vor allem für den MDK.

Ich überziehe meine tägliche Arbeitszeit um ca. 45-60 Minuten, um für die Belange meiner Patienten und deren Angehörige da zu sein und meinen Arbeitsplatz strukturiert und „aufgeräumt“ zu hinterlassen. Diese Mehrarbeit darf ich mir nicht aufschreiben, da von oberärztlicher Seite gesagt wird, man solle sich nur besser organisieren. Ich hetze von der Arbeit in die KiTa und fühle mich als Rabenmutter, weil mein Kind meistens eines der Letzten ist.

Ich habe Angst davor, wie es sein wird, wenn ich Vollzeit einsteigen muss, um die Weiterbildung Innere Medizin abzuschließen. Die Alternative wäre ein patientenfernes Fach wie beispielsweise die Labormedizin/Mikrobiologie. Ich liebe jedoch den Kontakt zu meinen Patienten und das Enge und gute Arbeitsverhältnis zu den Pflegekräften und Therapeuten.

Ich weiß, dass ich eine gute Ärztin bin. Ich wünsche mir Arbeitszeitmodelle, die mit den regulären KiTa-Öffnungszeiten vereinbar sind. Ich wünsche mir Kindkranktage ohne Schein vom Kinderarzt in Analogie zu den Erwachsenen. Ich wünsche mir mehr Unterstützung bei nicht-ärztlichen Aufgaben und weniger Doppel-Dokumentation. Ich wünsche mir patientenzentrierte und arbeitnehmerfreundliche Rahmenbedingungen, damit unserer Patienten gesunden können und das Personal seine Gesundheit erhalten kann.