Vereinbarkeit aus Sicht einer Studentin @doctor_katze

11. März 2019

Ich bin Medizinstudentin. Ich bin bald Ärztin. Ich bin Ehefrau. Was ich nicht bin: Mutter.

Ich bin eigentlich im besten Alter, um Kinder zu bekommen. Und ich will Kinder haben, keine Frage. Wieso ich noch keine habe, liegt auch an der fehlenden Vereinbarkeit.

„Die beste Zeit, um Kinder zu bekommen, ist im Studium.“, hört man oft. Dafür haben wir „familienfreundliche Hochschulen“. So die Theorie. In der Praxis braucht es zumindest ein sehr gut funktionierendes soziales Umfeld, das die Kinderbetreuung mit übernehmen kann. Lehrveranstaltungen finden irgendwann zwischen 7 und 21 Uhr statt und folgen einem starren Stundenplan, der jede Woche wechselt. Flexibilität? Kaum möglich. Kind krank oder gar man selber? Egal, die Anwesenheitsquote von 85 % muss erfüllt werden. Im Praktischen Jahr bedeutet das gerade mal 30 Fehltage – egal, ob für Urlaub, Krankheit oder anderes. Schon ohne Kind ist das schwierig. Dazu kommt noch der finanzielle Aspekt. Ein Kind muss man sich leisten können. Das kann als Student schwierig werden, wenn keine finanzielle Unterstützung von außen kommt. Von Vereinbarkeit sind wir da immer noch meilenweit entfernt. Erste Schritte gehen aber in die richtige Richtung.

„Wieso hat ihr noch keine Kinder? Du könntest doch Zuhause bleiben, dein Mann geht doch arbeiten.“ – Diese Meinung habe ich oft genug gehört. Meist von älteren Leuten. Dass ich auch als Frau studieren und arbeiten möchte, stößt teilweise immer noch auf Unverständnis. Das ist auch ein gesellschaftliches Problem. Frauen sind nicht mehr diejenigen, die alleine für Haushalt und Kinder verantwortlich sind. Das muss in die Köpfe der Menschen und vor allem der Arbeitgeber. Dass mein Mann in Elternzeit geht, während ich fertig studiere? Nicht möglich, arbeitstechnisch und finanziell. So versuche ich möglichst schnell mein Studium zu beenden und dann müssen wir weitersehen.

Doch wird es dann besser? Finanziell ja, aber sonst kaum. Der Austausch mit Ärzten, im Twankenhaus, über Twitter und in echten Leben macht nicht gerade Hoffnung. Ich möchte eine gute Ärztin werden. Aber ich möchte dafür meinen Traum einer Familie nicht aufgeben. Beides muss möglich sein. Wir brauchen mehr Vereinbarkeit, neue Modelle, ein Umdenken im System. Wir brauchen das Twankenhaus!