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#Weltkindertag2020

Kinderarzt sein, ökonomisch arbeiten oder sich dem Kommerz unterwerfen?

20. September 2020

Die Zeit in der Klinik

Mein Leben als Arzt steht unter dem Zeichen des Geldes, des Kommerzes, nicht etwa des Heilens, dem Menschen zu helfen oder sonst einem altruistischen Nonsens. Das klingt schlimm, und medizinisch unethisch, aber beim Nachdenken über das Thema des „kranken Kommerzes“ kommt mir genau das in den Sinn.

Als ich noch Assistent im Krankenhaus war, ging es zunächst darum, das stationäre Kind wieder gesund zu bekommen, also wieder zu entlassen. Das ist ganz heroisch wünschenswert, patientenorientiert und kindergerecht. Aber eigentlich ging es darum, Kind A zu entlassen, um Kind B aufzunehmen. So war es während meiner Assistenzarztzeit üblich, jedes Kind mit Einweisung immer aufzunehmen. Es wurde nie hinterfragt, auch wenn wir sehr wohl wussten, dass manche Kinder eingewiesen wurden, weil das Wochenende drohte oder die/der niedergelassene KollegIn den Eltern gegenüber ein Zeichen setzen wollte. Da waren oft Kinder dabei, bei denen wir uns fragten, ob die wirklich die Nacht in der Klinik verbringen mussten. Seitdem ich selbst in der eigenen Praxis arbeite, sehe ich, wie selten man wirklich in die Verlegenheit kommt, ein Kind zur Behandlung ins Krankenhaus zu schicken. Aber damals war es anders: Kind wurde eingewiesen, das Kind hatte mindestens eine Nacht im Krankenhaus zu verbringen, das brachte Geld. Entlassungen mussten am Nachmittag stattfanden, dann konnte man die Kinder noch „eingruppieren“, so hieß das, d.h. sie zählten noch als stationär für diesen Tag, das erlöste Geld.
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