Lieber Helfer als Gaffer!

30. Juli 2019

Wir alle, die „auf der Straße“ unseren Dienst versehen erleben immer wieder Situationen, in denen unsere Arbeit von Gaffern „begleitet“ wird. Mal mit mehr, mal mit weniger Behinderungen. Aber uns alle eint, dass wir dafür nur Unverständnis aufbringen können. Wer bei google nach dem Begriff „Gaffer“ sucht, der findet eine Vielzahl an Schlagzeilen. „Polizei zählt immer mehr Gaffer bei Unfällen“, „Gaffer behindern Feuerwehr“, mancherorts wird gar der „Gaffer-Alarm“ beschrieben. Wir sehen, das Thema ist tagein tagaus in den Medien präsent. Wir haben keine belastbaren Zahlen, ob das Phänomen wirklich immer schlimmer wird, wie gerne behauptet wird. Wir wollen auch nicht in das allgemeine Wehklage einsteigen, dass ja früher auf jeden Fall alles besser war.

Auch der Gesetzgeber hat das Thema aufgegriffen. Im Jahre 2017 wurde § 323c StGB, welcher bislang nur die unterlassene Hilfeleistung unter Strafe stellte, um einen weiteren Absatz ergänzt. Strafbar macht sich nunmehr auch, wer bei Notfällen Personen behindert, die den Betroffenen Hilfe leisten oder leisten wollen. Bereits 2015 wurde § 201a StGB dahingehend ergänzt, dass sich strafbar macht, wer Bildaufnahmen, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, unbefugt herstellt oder übertragt. Einfach gesprochen: Wer Fotos von Unfallopfern macht. Dieser Straftatbestand bezieht sich gleichwohl nur auf noch lebende Personen. So ist aber auch die Ausweitung des Straftatbestandes in der Diskussion, diesen auch das Fotografieren von Verstorbenen auszuweiten.

Es wird wohl kaum gelingen, mit sicherlich gut gemeinter Verschärfung von Straftatbeständen das Problem in den Griff zu bekommen. Es ist auch erst recht keine nachhaltige Lösung, ständig nach härteren Strafen zu rufen. Wer meint, von Unfallopfern Fotos machen zu müssen, der wird sich nicht davon abhalten lassen, nur weil die Strafandrohung plötzlich von einem Jahr auf zwei Jahre gestiegen ist. Ganz davon ab, dass wir normalerweise vor Ort auch besseres zu tun haben, als Gaffer dingfest zu machen und der Polizei zu übergeben. Wir werden das Problem nur als Gesellschaft lösen. Ein Freund von euch postet ein Gaffer-Bild von einer Unfallstelle bei facebook? Sagt ihm oder ihr deutlich, dass so ein Verhalten einfach nur daneben ist. Ihr kommt an einer Unfallstelle vorbei und seht Gaffer? sprecht diese doch einfach mal an und weist sie auf ihr Fehlverhalten hin.

Und vor allem gilt: Wenn ihr an einem Unfallort vorbeikommt, dann gafft nicht, sondern helft. Traut euch! Etwas falsch machen kann nur, wer gar nichts tut. Sprecht Umstehende an, damit diese euch helfen. Oft braucht es nur eine Person, die den Mut hat, bei einem Notfall mit der ersten Hilfe zu beginnen. Und der regelmäßige Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses hat auch noch niemandem geschadet. Und wenn dann die professionelle Hilfe eingetroffen oder schon da ist, dann zieht euch zurück, geht eurer Wege und behindert uns nicht. Und denkt daran, ob ihr in der Situation der Betroffenen euch wohlfühlen würdet, wenn sich eine Horde Dummköpfe an eurem Leid ergötzt.

Und glaubt uns: Wir sehen an manchen Einsatzstellen mehr als uns lieb ist…

 

Ein Beitrag von M (@stillbeobachten auf Twitter).