Liebes #Twankenhaus,
mein Name ist Lucia , ich bin seit knapp 25 Jahren Physiotherapeutin.
Mein Weg in die Physiotherapie
Schon als Kind war für mich klar, dass ich einen Beruf im sozialen Bereich ausüben möchte. Erst dachte ich an Krankenpflege, da in der Familie viele in diesem Beruf gearbeitet haben. Dann habe ich die Physiotherapie, damals noch Krankengymnastik, entdeckt. Die Idee, in diesem Beruf dazu beitragen zu können, dass es Menschen nach Krankheit oder Unfall wieder besser geht,dass sie weniger Schmerzen haben und wieder mobil werden, hat mich von Anfang an begeistert.
Ich hatte damals Glück, dass ich in meiner Heimatstadt einen Platz an einer staatlichen Schule bekommen habe. Schulgeld an einer privaten Schule weg von zu Hause hätten sich meine Eltern nicht leisten können. Das ist ein Grund, warum ich mich in den letzten Monaten sehr für die Umsetzung der Schulgeldfreiheit für uns Heilmittelerbringer eingesetzt habe. Es kann nicht sein, dass es von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängt, welchen Beruf ich ergreife oder dass junge Leute mit horrenden Schulden ins Berufsleben starten.
Keine Schulgeldfreiheit, geringes Gehalt
In Bayern sieht es damit jetzt endlich ganz gut aus. Deutschlandweit gibt es mit der Umsetzung der Schulgeldfreiheit noch große Probleme. In meinem Beruf ist der Verdienst leider nach wie vor sehr niedrig. Das liegt aber meist nicht daran, dass die Chefs das Geld einstreichen, sondern daran, dass die Vergütung durch die Krankenkassen zu niedrig ist. Die Vergütungssteigerungen, die wir mit Hilfe von Politik, Verbänden und besonders durch den Druck der Basis nun erreichen konnten, reichen leider noch nicht, um uns eine angemessene Bezahlung jetzt und uns später vor Altersarmut zu schützen. Also werden wir noch weiterkämpfen müssen.
Soziale Arbeit braucht faire Bezahlung
Wenn ich erzähle, was ich beruflich mache und wie gering der Verdienst ist, dann bekomme ich oft zu hören, dass es ja nicht nur ums Geld gehe, es sei ja schließlich ein Beruf, den man wählt, weil er einem Spaß macht. Das ärgert mich sehr! Auch ein sozialer Beruf muss fair bezahlt werden! Und auch andere machen doch ihre Arbeit nicht nur wegen des Geldes und haben Spaß daran, obwohl sie gut verdienen!
Mein Beruf ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Das heißt allerdings auch, dass wir Therapeuten viel wissen müssen und immer weiterlernen müssen. Auf oft teuren Fortbildungen, die wir häufig selbst zahlen müssen und für die wir unsere Freizeit opfern. Das Lernen macht mir Spaß, auch wenn die Familie oft darunter leidet. Die Arbeit macht mir Spaß, auch wenn es im 20-Minuten-Takt oft stressig wird.
Warum ich trotzdem weiter als Physiotherapeutin arbeite
Wenn Patienten berichten, dass ihnen die Therapie gut geholfen hat, dann ist das eine tolle Bestätigung. Und noch besser, wenn man Patienten auf der Straße trifft, die sagen, dass sie ja gerne mal wieder zur Behandlung kommen würden, aber es ginge ihnen einfach so gut, dass sie gerade keine brauchen. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Beckenbodentherapie spezialisiert. Ein Gebiet, für das sich leider nicht viele Therapeuten interessieren. Die Patienten haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich und es ist sehr erfüllend ihnen bei Themen wie Inkontinenz, Senkungsbeschwerden oder Schmerzen im Beckenbereichhelfen zu können. Die Lebensqualität und die Teilhabe am sozialen Leben werden dadurch immens gesteigert!
Mehr Anerkennung in der Gesellschaft und Politik und vor allem bei den Krankenkassen, dass gute Therapie mehr Geld wert ist, dafür kämpfe ich auf Facebook, Twitter, mit Mails an Politiker und in meinem Umfeld. Auch wenn das wieder heißt, dass Hobbys und Familie ein wenig zurückstecken müssen.
Gemeinsam geht es
Deshalb unterstütze ich auch das #Twankenhaus und würde mich gerne für eine gute und moderne Physiotherapie einsetzen. Teamfähigkeit, Organisationstalent, Flexibilität und ein Ohr für die Bedürfnisse der Patienten und ihre Ziele sind Stärken der Therapeuten. Wir helfen die Ziele zu formulieren und sie Schritt für Schritt zu erreichen.
Dieser Text wurde uns von @LSollik eingesandt. Wir danken Dir ganz herzlich für Dein Engagement!