#MeinEinsatzFürDich als Ärztin in der Notaufnahme

2. April 2019

Ärztin für die Ausbildung

Für mich stand schon in der 8. Klasse fest, dass ich Ärztin werden möchte. Es gab nie eine andere gedankliche Option. Jetzt mache ich das seit gut sieben Jahren mit kurzer Unterbrechung, nachdem meine Tochter auf die Welt kam. Ich arbeite in einer Zentralen Notaufnahme, erste Anlaufstelle und Wegbahnung für all unsere Patienten. Hier wird entschieden, wer zuerst behandelt wird, wer bleibt, wer eigentlich hier nicht richtig ist und wie wir weiter machen. Hier ist aber noch viel mehr: hier findet Ausbildung statt. Ausbildung, durch aktives Zeigen und Lehren, Ausbildung in Kommunikation, in Zuhören, in Teamarbeit. In Verständnis füreinander, für die verschiedensten Konfliktsituationen, die ganz alltäglich auftreten – mit Pflege, mit Rettungsdiensten, mit den Abteilungen, in die wir unsere Patienten gerne verlegen wollen.

Das ist auch Teil der Lehre. Für mich persönlich ein schwerer Teil. Denn Ansprechpartner für alle sein zu wollen ist ein schmaler Grat – ich möchte gerne pünktlich gehen können und meine Patienten trotzdem in guten Händen wissen. Ich möchte mich mit allen gut verstehen dürfen und trotzdem Grenzen abstecken können.

Vorbild und Grenzen

Ich möchte als Führungskraft dauerhaft Vorbild sein und trotzdem auch Schwächen zugeben und Fehler eingestehen. Ich möchte eine hervorragende Ärztin sein und eine Spitzenmutter. Das treibt oft an Grenzen. Und trotzdem gehe ich morgens gerne arbeiten. Seit über sieben Jahren. Weil ich weiß, dass ich ein Team habe, dass mir im Ernstfall immer den Rücken freihält und mir Zeit gibt für den Patienten – ob kritisch krank oder sterbend – diese Zeit muss da sein.

Dafür üben wir einmal im Monat. Wir stimulieren verschiedenste Notfälle in der Notaufnahme – parallel zum regulären Betrieb. Damit man nachts nicht überfordert alleine da steht, sondern weiß, dass man so etwas schon einmal gemeistert hat. War am Anfang ein steiniger Weg („Noch mehr Arbeit!!“) aber mittlerweile freuen sich alle drauf. Und das sind die Dinge, die gut laufen und einem bei allem Andrang und Frust („warum ist der überhaupt hier und warum sind die anderen noch nicht auf der Station?“) immer wieder zeigen, warum es gut ist, dass wir hier sind.

Verständnis und was wir tun können

Wir sind die erste Anlaufstelle, die erste Begegnung, das Tor zum Krankenhaus. Wir können uns darüber aufregen, überrannt zu werden. Aber wir können auch anders. Wir setzen einen ersten Eindruck. Und die Patienten sind nun mal schon da – ob Bagatelle oder schwer krank. Wie wir damit umgehen, darauf haben wir Einfluss.

Für mich bedeutet #twankenhaus einerseits ein Hoffnungsschimmer, dass viele gute Ideen Anklang finden und umgesetzt werden. Zum Anderen hoffe ich aber auch auf mehr Verständnis füreinander, mehr Respekt für die gegenseitige Leistung und einen immer freundlichen Umgang. Das betrifft uns alle als Mitarbeiter und keiner hat zuviel Zeit und zu wenig zu tun. Aber damit kann jeder eigentlich jetzt schon im Kleinen anfangen.

Dieser Text wurde uns von friedalein84 eingesandt. Wir danken Dir ganz herzlich für Dein Engagement!