Ich bin Ärztin in der Inneren Medizin und alleinerziehende Mutter von drei Kindern.
Ich arbeite in Teilzeit, das bedeutet aber trotzdem Arbeitszeiten mit teilweise 48-56h/Wo.
Ich wünsche mir ein System, in dem es flexiblere Teilzeitmodelle gibt, in dem ich nicht als minderwertigere Mitarbeiterin angesehen werde, weil ich eben nicht immer einspringen kann.
Ein System, in dem ich meiner Leidenschaft und Profession voll und ganz nachgehen kann, weil ich weiß, dass mein Arbeitgeber mich unterstützt.
Außerdem bin ich pflegende Angehörige.
Das Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht auf seinen Seiten einen Text über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
Dort heißt es:
„Die Freistellungen nach dem Pflegezeitengesetz und dem Familienpflegegesetz, die kurzzeitige Arbeitsverhinderung und das Pflegeunterstützungsgeld ermöglichen es Beschäftigten, den Beruf und die Pflege von Angehörigen zu vereinbaren.“
In der Realität werde ich von meinem Arbeitgeber als Belastung gesehen, obwohl ich in den letzten Jahren keine höheren Fehlzeiten als andere Angestellte hatte.
Allein die Möglichkeit „es könnte ja etwas mit den Kindern sein„, sorgt für Benachteiligung auch und gerade, was meine Karriere angeht.
Wir Eltern von pflegebedürftigen Kindern sind sowieso schon eine an den Rand gedrängte Gruppe.
Ich wünsche mir ein System, in dem wir niederschwellige Unterstützung bekommen und es auch Eltern mit besonderen Kindern möglich ist, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Ich war sehr überrascht über die vielen positiven Reaktionen auf einen recht spontan verfassten Thread, entstanden aus einem durchgeplanten Spagat, der sich zu einem doppelten Rittberger auswuchs.
Darin beschrieb ich die Softskills, die wir Alleinerziehenden im Besonderen und alle Eltern im Allgemeinen durch die Elternschaft erlernen. Die aber leider von den Arbeitgebern nicht erkannt werden. Meine Hypothese: Es gibt keine belastbareren Mitarbeiter als (alleinerziehende) Mütter oder Väter. Und wir arbeiten mit Leidenschaft und Hingabe! Gerade im Gesundheitswesen, wenn wir das Gefühl haben, wertgeschätzt zu werden und wenn es uns ermöglicht wird, das Beste für unsere Patienten zu erreichen. Denn ich postuliere, dass alle, die in diesen Bereichen arbeiten, es nicht als reinen Broterwerb ansehen.
Die derzeitige Entwicklung in der Gesundheitspolitik und der Gesellschaft erschweren es uns, unserer Berufung nachzukommen.
Ich wünsche mir ein Umdenken – dass der Mensch wieder in den Mittelpunkt rückt.