Meine Vereinbarkeitsgeschichte

9. März 2019

Ich bin früh Mutter geworden. Mit 21,während meiner Krankenpflege-Ausbildung. Das Medizinstudium habe ich erst nach einigen Jahren als Krankenschwester begonnen. Da war ich bereits schwanger mit Kind 2,habe das Studium aber trotzdem fast in Regelstudienzeit durchgezogen. Schon damals mussten meine Eltern mich bei der Kinderbetreuung unterstützen, die Kita deckte die Unizeiten oft nicht ab, denn das Medizinstudium ist sehr verschult mit festen Stundenplänen und vielen Pflichtveranstaltungen.

Zum Ende des klinischen Teils des Studiums kam dann meine jüngste Tochter zur Welt. Ich machte keine Pause, sondern lernte mit Säugling direkt fürs 2. Staatsexamen. Dann setzte ich ein Semester aus, bis ich mit dem PJ begann. Auf Antrag konnte ich es in Teilzeit beginnen und dann nach dem 1. Tertial aufstocken auf Vollzeit und trotzdem schon nach einem Jahr das mündliche Examen ablegen. Die Kleine ging in die Klinik-Kita. Bis dahin hatte ich alles durchgezogen,war stolz auf mich, dachte das ginge jetzt so weiter. Und dann kam die Phase der Bewerbung. Während des PJ war ich in der Urologie, und es war mein absoluter Traumjob. Einfach perfekt. Genau das, was ich mir immer gewünscht hatte! Der Chef sagte am Tertialsende, bitte bewerben Sie sich! Das tat ich.

Und habe letztlich doch keinen Job bekommen, weil ich Kinder habe. Und, wenn ich ehrlich bin, zu den Bedingungen es wahrscheinlich tatsächlich einfach nicht hätte umsetzen können. Au-pair stand zur Diskussion, da hätten wir aber schlicht ein Platz-Problem.

Ich bin nicht mehr alleinerziehend, trotzdem obliegt die Kinderbetreuung ganz mir. Mein Mann kann so gut wie nie einspringen. Er verlässt um kurz nach 6 das Haus und ist vor 6 Uhr abends eigentlich nie daheim. Die Grundschule beginnt um 8. Keine Frühbetreuung, keine Pointe.
Also habe ich mit ein Fachgebiet und eine Stelle gesucht, die sich unseren Betreuungszeiten anpasst. Jetzt bin ich mit 75% in einer Rehaklinik und mache dort Innere Medizin für den Facharzt Allgemeinmedizin. Es ist okay da. Die Bedingungen stimmen, mein Chef ist toll, die meisten Kollegen auch, die Klinik ist nur ein paar Minuten von zu Hause entfernt. Klingt perfekt, aber ich brenne nicht für den Job.

Ich möchte einen Job, den ich mit voller Leidenschaft machen kann! Und nicht einen, der die passenden Arbeitszeiten bietet. Klingt nach einem Luxusproblem? Ich finde nicht. Ich muss den Job noch 30 Jahre machen. Ich will lieben, was ich tue! Dafür habe ich 7 Jahre studiert!